Leider läuft auch dieser Tag von Anfang an nicht, wie wir es uns gewünscht hätten. Gegen neun Uhr erfahren wir, der mysteriöse Gipsy Guy ist nicht erreichbar. Dafür kennt aber Ray's Frau jemand anderen. Seine Name ist Peter, er war fünfundzwanzig Jahre Mechaniker und treibt nun seit zwei Jahren als Polizist in Gisborne sein Unwesen.
Gegen Mittag taucht Peter auf, fährt ein Stückchen mit unserem Auto und schaut grob drüber, um zu sehen, womit er es zu tun hat. Seine Worte machen uns etwas Mut, denn er ist, im Gegensatz zu dem Mechaniker von Nissan, nicht nach zwei Minuten der festen Überzeugung, dass die Zylinderkopfdichtung hinüber sei. Er möchte das Auto lieber später nochmal genauer unter die Lupe nehmen.
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Zwei Stunden später soll uns noch die Meinung eines weiteren Freundes von Ray überzeugen. Ein Mechaniker von Chevrolet redet die Situation ebenso gut wie Peter. Er empfiehlt uns nochmal eine Testfahrt auf einen nahegelegenen Berg.
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Die Testfahrt lief gut, wir sind langsam sehr beruhigt. In uns keimt immer mehr die Hoffnung, dass die Flüssigkeit, die in der Nissan Werkstatt durchs Kühlsystem geschickt wurde, die äußerst geringe Chance wahrgenommen hat, unser Problem unerwartet günstig zu beheben.
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Sechzehn Uhr, die Stunde der Wahrheit. Peter geleitet uns zu seinem Anwesen mitten in Gisborne, wo er das Auto auf Herz und Nieren prüfen will.
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Nachdem wir uns gute zwei Stunden mit Peters Familie neue Freunde gemacht hatten, war der Check vollzogen. Das Ergebnis fiel nicht zu unseren Gunsten aus. Mit sichtbar schlechtem Gewissen beichtete Peter uns, der letzte zu prüfende Zylinderkopf sei hinüber. Uns blieb jetzt die Entscheidung, es reparieren zu lassen, oder die Karre anderweitig loszuwerden. Die Tatsache, dass die Reparatur tausendfünfhundert Dollar kosten sollte, hat uns die Wahl nicht angenehmer gestaltet.
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Für die Entscheidung wollten wir uns noch etwas Zeit lassen und so verbrachten wir trotz der Probleme den Abend mit der Familie und einer Austauschschülerin aus Kentucky bei einem netten Essen, zu dem Peter und seine Frau uns eingeladen hatten.
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Der Abend war sehr schön. Es waren sozusagen ein paar Stunden weit weg von Problemen und dem Backpackerleben, das wir nun seit Monaten in Neuseeland durchlebten. Wir haben es sehr genossen und dennoch fahren wir nur schweren Herzens zurück zum Surf Shack, denn wir wissen, dort wartet die Qual der Wahl auf uns.
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26. August 2012, Tag 6
Die Entscheidung ist gefallen, wir lassen es reparieren. Und während wir das Auto aufräumen und alles, was wir für die nächsten Tage brauchen, ausräumen, wird uns unwohl. Wir haben uns schon sehr an das komfortable Leben mit dem Auto gewöhnt und können uns nur wenig mit dem Gedanken anfreunden, ohne dieses weiterzureisen. Zumal wir mittlerweile viel zu viele Dinge angesammelt haben, die wir ohne das Auto gar nicht mehr transportieren könnten. Angst steigt in uns auf, dass das Auto die Reparatur womöglich nicht überlebt.
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Selbst die Tiere hier fühlen, wie wir leiden und versuchen uns irgendwie aufzuheitern. So bietet der Hund gelangweilt seinen Fleckenpelz zum Streicheln an, ...
"Los, hab mich lieb!" :) |
Plüsch! *-* |
Öhm... Langeweile? xD |
Um sechzehn Uhr soll es dann soweit sein. Das Chaos ist beseitigt und Peter holt das Auto ab. Jetzt heißt es warten und hoffen, dass wir das Auto bald in einem fahrbaren Zustand wiederbekommen.
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29. August 2012, Tag 9
Das Auto sollte eigentlich heut wieder fahrtüchtig sein, leider aber braucht Peter länger als erwartet und wird laut eigener Aussage frühestens morgen damit fertig sein. Mit dieser Nachricht sinkt unsere Hoffnung auf ein unangenehmes Maß, das wir zu vermeiden gewünscht hatten. :(
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30. August 2012, Tag 10
Nachdem wir uns die letzten vier Tage nun irgendwie um die Ohren geschlagen haben -inklusive platten Reifen, bei dem Versuch, mit dem Fahrrad in die Stadt zu fahren-, meldet sich Peter endlich. Das Auto ist repariert, die Probefahrt lief wunderbar! Wir können nach einigen Tagen endlich wieder aufatmen und zahlen -von unserem in Tauranga schwer erarbeiteten Geld- schmerzhafte tausendfünfhundert Dollar. =(
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31. August 2012, Tag 11
Schon um sechs Uhr vierzig fallen wir aus dem Bett. Die vergangenen Tage liegen noch immer schwer im Magen.
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Nach einem letzten Spaziergang am windigen Strand des schönen Gisbornes, ...
... der auch ein wenig zerrüttet scheint, ... |
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Die erste Stunde Fahrt ...
... Richtung Süden ... |
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Erst unglaubliche zehn Stunden später haben wir die fünfhundert Kilometer geschafft.
Von jetzt an wissen wir, die Straßen, Witterung und Berge machen das genaue Schätzen einer Fahrtdauer in Neuseeland schier unmöglich.
Eine Fahrt von vielen ins Unbekannte. |
Völlig geschafft von der Fahrt und auch der uns ständig begleitenden Angst, dass das Auto den Geist wieder aufgibt, lässt unsere Kraft uns nichts anderes mehr übrig als gnadenlos übermüdet das Bett aufzusuchen und innerhalb weniger Sekunden dem ersehnten Schlaf zu verfallen.
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01. September 2012, Tag 12
Eine Zusammenfassung unserer Finanzen lässt uns die letzten Tage, die eigentlich der Anfang einer unvergesslich schönen Tour rund um Neuseeland werden sollten, in einem weniger rosigen Licht erscheinen. Wir haben in nur elf Tagen ernüchternde dreitausend Dollar aus dem Fenster geschmissen. Naja, zumindest unvergesslich war es bis hier hin...
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