Mittwoch, 22. August 2012

Chaos an der Ostküste - Teil 1

21. August 2012, Tag 1

Liebes Tagebuch, heut ist es soweit. Wir verlassen nach knapp drei Monaten Tauranga und somit auch unsere geliebte AppleTree-Familie. Aber der Gedanke, endlich mehr von der idyllischen Natur Neuseeland zu sehen, soll uns ein wenig über die Tränen des Abschieds hinweg trösten.

Das Ziel ist angepeilt, das Auto für eine lange, aufregende Tour gerüstet und schon bald ziehen die mittlerweile sehr vertrauten Straßen an uns vorbei. Die Straßen einer Stadt, die wir, entgegen all unserer Erwartungen, unser Heim in Neuseeland nennen.

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Es tut gut, sich mal wieder außerhalb eines Stadtgebiets zu bewegen, die wohltuende Luft unberührter Natur zu genießen. Nun müssen wir nur noch einen Campingplatz für die herannahende Nacht finden.

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Aus einem uns nicht ganz ersichtlichen Grund erweist es sich als schwer, einen passenden Übernachtungsort zu finden, denn die auf den Karten eingezeichneten Plätze sind offensichtlich auf mysteriöse Weise verschwunden. Ob die Einheimischen in dieser Gegend keine Touristen wollen oder wir die Möglichkeiten schlicht übersehen haben, bleibt uns ein Rätsel. Umso klarer dafür ist: Die Zeit rennt uns langsam davon.

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Gegen sechzehn Uhr, nicht mehr allzu weit vom Sonnenuntergang entfernt, sollen wir erlöst werden. Ein Campingplatz ist gefunden.

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Die Hoffnung, dass uns dieser Ort von der rastlosen Suche erlösen würde, ist mittlerweile ein weit entferntes Gefühl, dass sich nunmehr in Frust gewandelt hat. Um die letzten Stunden, die wir lieber vergessen möchten zusammenzufassen, reicht zu sagen, dass wir auf dem Campingplatz gefahren sind, während es ordentlich geregnet hat, was dazu führte, dass sich zwei unserer drei Autos festgefahren haben und wir mehr als zwei geschlagene Stunden dafür geopfert haben, diese aus dem Regen getränkten Schlamm zu befreien. Gezeichnet von nicht zu kleinen Matschflecken und erdrückender Müdigkeit geht die Suche nach einer Unterkunft im Dunkeln also weiter.

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Endlich finden wir eine Fussball spielende Truppe jugendlicher Maoris, die im Dunkeln der Nacht ihr Unwesen treiben. Glücklicherweise kennen sie eine nicht zu weit entfernte Bar, in der uns womöglich ein Dach über dem Kopf geboten werden könnte.

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Dank den immerzu hilfsbereiten Maoris! Die Bar in der Waihau Bay ist ein nettes Fleckchen und uns wird erlaubt, in unseren Autos zu schlafen, was wenigstens die kommende Nacht zu einer günstigen für uns werden lässt. Nun noch schnell den Hunger stillen und bald geschafft der Müdigkeit hingeben.

Liebes Tagebuch, so hatten wir uns den ersten Tag der großen Reise nicht vorgestellt.

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22. August 2012, Tag 2

Sechs Uhr dreißig am grauen Morgen plärrt uns der Wecker unsanft und eindeutig zu früh die Ohren voll. Doch der Blick aus dem Fenster beruhigt schon bald. Wenigstens bietet der Ort, an dem wir gestern mit letzter Kraft ankamen, einen schönen Ausblick. 
Überraschend schöner Ausblick in der Morgensonne.
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Irgendwo im Nirgendwo hat es das Dreamteam Magdalena und Stephi doch tatsächlich geschafft, sich kurzerhand in einem Busch an einem Aussichtspunkt zu verlaufen. -natürlich sehr zur Belustigung ihrer Reisegefährten- =D

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Der nächste Ort, Te Araroa, den wir für weitere Informationen über die Umgebung und etwas Sprit für das immer durstige Auto angesteuert haben, erwies sich als ein eher sehr kleines Örtchen, in dem -natürlich zu unserem Glück passend- das Informationszentrum geschlossen war und das Benzin zwei Dollar und vierundvierzig Cent je Liter kosten sollte. -was zu dem Zeitpunkt gute vierzig Cent mehr als überall sonst in Neuseeland war-

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Nach schmerzhaften zwanzig Kilometern über eine an Kraterlandschaften erinnernde Schotterstraße haben wir es endlich geschafft. Wir sind am östlichsten Punkt Neuseelands, dem East Cape, angelangt. Mehrere Kilometer um uns herum gibt es so ziemlich nichts, doch Magdalena ist zufrieden wie eh und je, denn es gibt gute Toiletten an diesem abgelegenen Ort. =D
Sehr abgelegen und ebenso windig am East Cape.
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Siebenhundert Stufen und eine viertel Stunde später gelangen wir am Leuchtturm an.
Magdal am Leuchturm des East Cape.
Das Treppensteigen in dieser zusätzlich extrem windigen Gegend hat sich aber definitiv gelohnt. =)
Für den Ausblick hat sich der Aufstieg gelohnt.
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Zehn Minuten von Ruatoria entfernt, einem Ort, den man kein zweites Mal sehen muss, bleibt Magdalena plötzlich am Straßenrand stehen. Ihre Ölleuchte spielt Discobeleuchtung in ihrem Auto. Kein Problem, kann man ja nachfüllen. Leider bleibt es aber nicht dabei, denn aus dem Nichts verabschiedet sich im selben Moment unser Auto. Symptome: Es qualmt aus dem Motorraum und eine braune Sülze kriecht unterm Auto hervor. Wunderbar...

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Nachdem ein vorüberfahrender Polizist die an der Straße stehend, um Hilfe winkende Natli ignorierte, ist nun aber eine nette Frau angehalten. Ihre Diagnose: Das Auto ist überhitzt und die braune Sülze soll mal Kühlwasser gewesen sein. Der Versuch, Kühlwasser nachzufüllen und zum nächsten Ort zu gelangen, ist nach vielleicht dreihundert Metern an Temperaturen im roten Bereich gescheitert. Die Frau fährt für uns davon, um einen Mechaniker zu schicken.

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Nach verzweifelten dreißig Minuten im Regen stehen und auf Hilfe warten kommt endlich der Mechaniker und schleppt uns zu dem vorher schon erwähnten Ruatoria ab.

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Die Überhitzung lag an einem Loch in einem Schlauch und das zu reparieren, braucht der Mechaniker wenigstens einen Tag, so sagt er, denn den neuen Schlauch muss er noch bestellen. Wir sind relativ beruhigt, denn so ein Schlauch soll nur um die sechzig Dollar kosten. Wir haben mit Schlimmerem gerechnet. Nun noch eine Übernachtungsmöglichkeit finden.

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Das Enz of Earth, ein Hostel, das uns der Mechaniker empfohlen hat, sieht super aus. Nobel, einladen, sauber, doch leider kein Bett für uns frei. Stattdessen werden wir nun zu einem Hotel in der Stadt geschickt, oder um es mit den Worten der Besitzerin des Enz of Earth zum Ausdruck zu bringen, zum großen, hässlichen, grauen Klumpen in der Stadt.

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Recht hatte sie, das Hotel ist extrem hässlich, teuer und das Personal unfreundlich.
Wir empfehlen es nicht. :D
Zudem hab ich -Andreas- einen meiner Flip-Flops verloren, was dazu führte, dass ich in das dreckige und überteuerte Hotel auch noch barfuss eintreten musste. So stellt man sich eine Szene aus einem billigen Horrorfilm vor.

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Weil es für heut noch nicht genug war, lässt sich die Tür in unserem Hotelzimmer nicht schließen. Das aber löst der unfreundliche Manager des Hotels gekonnt dadurch, einen neuen Schlüssel zu besorgen und die Tür einmal kräftig zuzuschlagen. Passt! o.O 

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Während ich im Hotel verzweifelt bin, sind Magdalena und Natalie bei dem Versuch gescheitert, meinen Flip-Flop wieder zu beschaffen. Denn auf Grund eines platten Reifens, sind sie dort nie angekommen. Glück im Unglück, der Reifen hat sich gerade von seiner Luft verabschiedet, während sie an einer Tankstelle standen. Also provisorisch aufgepumpt und zurück zum Hotel.

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Ich hab jetzt nochmal mit Magdalena den Reifen gecheckt, als Stephi mit Natalie meinem Flip-Flop hinterherjagte. Etwas später, alle wieder zusammen, ich nicht mehr barfuss und Magdalena um das Wissen bereichert, wie sie im Ernstfall den Reifen wechselt, verabschieden wir uns an der Stelle erstmal. Denn es reicht, dass Natalie und ich in dem heruntergekommenen Hotel zu viel Geld lassen. Magdalena und Stephi fahren vernünftigerweise weiter in Richtung eines günstigeren Ortes.

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Erst fast eine Stunde später melden sich Magdalena und Stephi. Magdalena ist mit einem platten Reifen liegengeblieben. Mehr Glück als Natalie und ich genießend, wurde ihnen aber mit einer kostenlosen Übernachtung und Unterstützung beim Reifenwechsel geholfen.

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Geschafft und hoffend, dass uns das Unglück die folgenden Tage weniger stetig begleiten wird, gehen wir alle schlafen. =(

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